Das Warten auf GTA 6 hat eine weitere scharfe Wendung genommen, aber PC-Spieler spüren die Auswirkungen am stärksten. Nachdem Rockstar einen neuen Starttermin für die Konsolenversion im November 2026 bestätigt hat und keine Windows-Version erwähnt wurde, befinden sich PC-Fans in einer vertrauten Situation: Sie stehen abseits, spekulieren und sind frustriert. Doch auch wenn Rockstar an seiner traditionellen Veröffentlichungsstrategie festhält, räumt Strauss Zelnick, CEO von Take-Two Interactive, offen ein, dass sich der Schwerpunkt der Gaming-Branche in Richtung PC verlagert.
Take-Two erkennt den Aufstieg des PC-Gamings an
In einem Interview in der CNBC-Sendung Squawk Box gab Zelnick eine ehrliche Einschätzung der Entwicklung der Branche ab. „Ich denke, es geht in Richtung PC, und das Geschäft entwickelt sich eher in Richtung Offenheit als in Richtung Geschlossenheit“, sagte er und bezog sich dabei auf die seit langem bestehende Kluft zwischen Konsolen-Ökosystemen und dem zunehmend flexiblen PC-Bereich.
Seine Aussage deckt sich mit Untersuchungen von Newzoo und Circana, die seit 2021 einen Rückgang bei der Verbreitung von Konsolen zeigen, während Desktop- und Laptop-Spiele ein stetiges Wachstum verzeichnen. Diese Berichte spiegeln einen allgemeinen Trend wider: Hardware-Zyklen werden länger, Spieler erwarten plattformübergreifenden Zugriff, und PC-Shops von Steam bis zum Epic Games Store erweitern kontinuierlich ihr Angebot.
Für die Branche scheint die Richtung klar zu sein. Für Rockstar hingegen nicht so sehr.
Warum Rockstar die PC-Versionen weiterhin verzögert
Die Erfolgsbilanz von Rockstar ist bekannt. Grand Theft Auto V erschien 19 Monate nach seinem ursprünglichen Konsolen-Debüt für Windows. Red Dead Redemption 2 kam etwa ein Jahr nach den PlayStation- und Xbox-Versionen auf den PC. Das ist ein manchmal frustrierendes, aber konsistentes Muster.
Das Studio hat es immer vorgezogen, zuerst die Konsolenversionen zu optimieren und dann den technischen Fokus auf die PC-Optimierung zu verlagern, insbesondere bei einem so großen Spiel wie GTA 6. Der proprietäre Launcher, die Online-Infrastruktur und die Ressourcen-Pipelines erfordern eine sorgfältige Abstimmung. Der Vorteil für Rockstar ist Stabilität und Leistung. Der Nachteil für die Spieler ist die lange Wartezeit.
Auch wenn PC-Spiele boomt, bleibt Rockstar vorsichtig. Und derzeit deutet nichts darauf hin, dass GTA 6 von der etablierten Veröffentlichungsfrequenz des Unternehmens abweichen wird.
Die Konsolenlandschaft bis 2026
Bis zur Veröffentlichung von GTA 6 könnte sich die Hardware-Landschaft stark verändert haben. Die Xbox Series X ist aufgrund geringerer Produktionsmengen und veränderter Unternehmensprioritäten bereits jetzt im Einzelhandel kaum noch zu finden. Ohne Bestätigung einer Switch 2-Version scheint Rockstars nächster Blockbuster zunehmend eine PS5-zentrierte Veröffentlichung zu werden.
Diese Tatsache hat einige Analysten zu der Annahme veranlasst, dass es eine verpasste Chance sei, den PC bei der Veröffentlichung zu ignorieren, insbesondere da diese Plattform schneller wächst als jede Konsole. Zelnick vertritt jedoch eine pragmatische Sichtweise: Konsolen dominieren nach wie vor das Gaming im Wohnzimmer, und allein das sichert ihre Relevanz.
„Konsolen bieten die nahtloseste Möglichkeit, in gemeinsamen Räumen zu spielen”, bemerkte er und deutete damit an, dass das Spielen im Wohnzimmer nach wie vor eine Säule der Mainstream-Gaming-Kultur ist.
Die Grenzen zwischen den Plattformen verschwimmen, aber nicht schnell genug für GTA 6
Microsoft verringert weiterhin die Kluft zwischen PC und Xbox. Seine Handheld-Strategie stützt sich nun stark auf das Windows-Betriebssystem und spiegelt die Flexibilität des Ökosystems wider, die bei ROG Ally und ähnlichen Geräten zu beobachten ist. Valve stärkt ebenfalls das PC-zu-TV-Erlebnis, zuletzt mit seiner neu konzipierten Steam Machine-Initiative. Auch Sony soll Gerüchten zufolge Cross-Buy-Funktionen zwischen PS5 und PC erforschen – etwas, das vor einem Jahrzehnt noch undenkbar gewesen wäre.
Trotz dieser Veränderungen in der Branche bleibt Rockstar fest in seiner traditionellen Zeitachse verwurzelt. Early Adopters werden GTA 6 auf Konsolen erhalten. PC-Nutzer müssen erneut warten.
Wird Rockstar seinen Ansatz ändern?
Viele Kritiker argumentieren, dass es für Rockstar an der Zeit ist, seine Veröffentlichungsstrategie zu modernisieren. Da PC-Spiele profitabler, einflussreicher und technisch leistungsfähiger denn je sind, erscheinen gestaffelte Veröffentlichungen zunehmend veraltet.
Die Geschichte zeigt jedoch, dass Rockstar Kontrolle, Perfektion und stabile Ökosysteme höher schätzt als eine frühe Multiplattform-Parität.
Der Markt mag sich verändern, aber Rockstars Strategie funktioniert nach wie vor. Die PS5-Verkäufe sind weiterhin stark, und Analysten erwarten, dass die „Console-First”-Strategie im Erscheinungsjahr von GTA 6 zu außergewöhnlichen Zahlen führen wird. Ob dieser Ansatz in einer von PCs dominierten Zukunft nachhaltig bleibt, ist eine ganz andere Frage.
Fazit
Derzeit deutet nichts darauf hin, dass Rockstar eine Beschleunigung der Veröffentlichung von GTA 6 für den PC plant. Zelnick mag die wachsende Stärke des PCs anerkennen, aber Anerkennung ist noch keine Handlung. Da sich das Studio auf sein verzögertes Konsolen-Debüt konzentriert, werden die PC-Spieler erneut gebeten, geduldig zu warten.
Es ist eine bekannte Geschichte. Und trotz einer sich rasant entwickelnden Gaming-Landschaft scheint Rockstar kein Problem damit zu haben, sie noch einmal zu erzählen.