Während das Warten auf GTA 6 weitergeht, haben sich die Fans dem einzigen verfügbaren Material zugewandt: zwei Trailern, einer Handvoll Screenshots und einer Fülle von Spekulationen. Da keine neuen Updates von Rockstar in Sicht sind, hat die Community begonnen, jeden Frame zu analysieren, um Hinweise auf die Geschichte und ihre Protagonisten zu finden. Eine Theorie hat dabei besonders an Fahrt gewonnen: die Idee, dass Jason möglicherweise nicht der ist, der er zu sein scheint.
Die Behauptung klingt gewagt. Manche würden sie sogar als weit hergeholt bezeichnen. Dennoch hat sich die Diskussion schnell in Fanforen verbreitet, insbesondere auf Reddit, wo die Nutzer davon überzeugt sind, dass Rockstar möglicherweise eine Wendung vorbereitet, die sich direkt vor ihren Augen verbirgt.
Woher die Theorie stammt
Die Spekulationen drehen sich um Jasons mysteriöse Vergangenheit. Im Vergleich zu Lucia, deren Verhaftung und bewegte Vergangenheit klar belegt sind, bleibt Jason ein unscharfes Profil. Wir wissen, dass er militärische Erfahrung hat. Wir wissen, dass er in den Drogenhandel auf niedriger Ebene verwickelt ist. Darüber hinaus hat sich Rockstar bislang bedeckt gehalten.
Diese Lücke hat einige Fans dazu veranlasst, zwischen den Zeilen zu lesen. Sie argumentieren, dass Jasons begrenzte Hintergrundgeschichte absichtlich so gestaltet sein könnte, um seine wahre Identität als Undercover-Agent zu verbergen, der in die Welt des Verbrechens eingeschleust wurde. Diese Prämisse mag extrem klingen, doch Undercover-Operationen, die sich um kleinere Dealer drehen, sind keine Seltenheit. Es handelt sich um eine Taktik, die oft eingesetzt wird, um größere Netzwerke zu infiltrieren und langsam die Befehlskette hinaufzusteigen, bis das Ziel – in diesem Fall möglicherweise eine Figur wie Raul – entlarvt wird.
Wie die Theorie versucht, die Punkte zu verbinden
Ein Detail, auf das die Befürworter dieser Theorie hinweisen, ist die Dynamik zwischen Jason und Lucia. Im ersten Trailer sagt Lucia einen der denkwürdigsten Sätze: „Wenn wir das durchstehen wollen, müssen wir einander vertrauen.“ Einige Fans interpretieren dies als einen frühen Hinweis auf eine versteckte Spannung, was darauf hindeutet, dass sie möglicherweise bereits Jasons Vergangenheit vermutet oder mehr weiß, als sie zugeben will.
Andere Interpretationen gehen noch weiter. Einige Redditoren vermuten, dass Jason möglicherweise in Lucias frühere rechtliche Probleme verwickelt war, vielleicht als Teil derselben Ermittlungen. Nach dieser Idee wird ihre Beziehung kompliziert, als Jason sich entscheidet, sie zu schützen, anstatt bei der Aufklärung des Falls zu helfen – eine Handlung, die ihn in einen moralischen Konflikt stürzt, der den Rest der Geschichte prägt.
Spekulativ? Auf jeden Fall. Aber es ist die Art von vielschichtiger Erzählweise, die Rockstar schon zuvor verwendet hat, bei der sich Loyalitäten verschieben und Motivationen nie so eindeutig sind, wie sie zunächst erscheinen.
Das Argument gegen die Undercover-Theorie
Trotz der Begeisterung für diese Idee stößt die Theorie auf erhebliche Probleme, wenn man die Struktur des Spiels berücksichtigt. Jason und Lucia sind Co-Protagonisten, die sich im Mittelpunkt der Erzählung befinden. Ihre Partnerschaft steht im Mittelpunkt, und die offizielle Zusammenfassung stellt sie als Partner dar, die gemeinsam durch das Chaos navigieren.
Wenn Jason heimlich für die Strafverfolgungsbehörden arbeiten würde, würde dies die Prämisse der beiden gleichberechtigten Protagonisten untergraben. Außerdem würde dies das Gameplay komplizieren. Ein Protagonist, der ein Doppelleben führt, würde erfordern, dass Lucia – und damit auch der Spieler – über weite Teile der Geschichte hinweg in die Irre geführt wird.
Die Open-World-Missionen von Rockstar basieren in der Regel auf Zusammenarbeit und Transparenz der Charaktere. Eine Wendung dieser Größenordnung für die Hälfte der Kampagne zu verbergen, wäre schwierig.
Darüber hinaus deutet nichts im offiziellen Material auf eine interne Polizeihandlung hin. Der Fokus liegt auf dem sozialen Ökosystem von Vice City, auf Kriminalität, Überleben und Ehrgeiz – nicht auf langwierigen Undercover-Operationen.
Warum Fans so begierig nach Hinweisen sind
Der eigentliche Grund für die Popularität dieser Theorie hat weniger mit Jason zu tun als vielmehr mit dem lang anhaltenden Schweigen rund um GTA 6. Da das Spiel erneut auf November 2026 verschoben wurde und kein dritter Trailer in Sicht ist, müssen sich die Fans mit Brocken begnügen. Jede Geste, jeder Satz, jedes Detail im Hintergrund wird zu einem potenziellen Hinweis.
In diesem Vakuum gedeihen Theorien wie diese. Sie bieten eine Form der Beschäftigung während der langen Wartezeit und spiegeln die wachsende Ungeduld der Spieler wider, die seit Monaten dieselben beiden Trailer analysieren.
Eine Wendung ist nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich
Könnte Rockstar eine große Wendung bezüglich Jasons Identität verbergen? Nichts schließt dies vollständig aus. Das Studio hat eine lange Tradition, mit unkonventionellen Hauptfiguren, moralischer Ambiguität und narrativen Irreführungen zu spielen. Und Jasons Hintergrund ist absichtlich spärlich, was natürlich Fragen aufwirft.
Die Vorstellung, dass er ein Undercover-Polizist ist, widerspricht jedoch der kooperativen Dynamik, auf der die Geschichte basiert. Sie steht auch im Widerspruch zu dem bisher gezeigten Ton, der eher in Richtung einer modernen Outlaw-Erzählung als in Richtung eines Infiltrations-Thrillers geht.
Bis Rockstar mehr verrät, was noch einige Zeit dauern kann, werden weiterhin Theorien kursieren. Einige werden verblassen, andere werden an Bedeutung gewinnen. Aber im Moment ist die sicherste Annahme, dass Jason genau das ist, was er zu sein scheint: ein komplexer, moralisch zwiespältiger Krimineller und kein Undercover-Polizist, der auf den perfekten Moment wartet, um seine Marke zu zeigen.
Dennoch könnten die Fans in einem Punkt Recht haben: Wenn die ganze Geschichte endlich bekannt wird, sind Überraschungen unvermeidlich.
